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Norden Floridas

Früher einmal, da muss man schon ins 19. Jahrhundert zurück, war der Norden das eigentliche Zentrums des noch jungen Staates Floridas. Der hatte eine bewegte Geschichte, zahlreiche Eroberungen und Herrscher hinter sich und der heute für den Tourismus so zentrale Süden mit Orlando, Miami, den Florida Keys, den Everglades, St. Petersburg, Cape Coral, Fort Lauderdale und so weiter galt bis zu einigen Pionierleistungen in Sachen Schienenverlegung und Wintertourismus als äußerst schwer zugängliches Niemandsland, in das sich höchstens ein paar besonders mutige Farmer, Militärs, das neue Volk der Seminolen und eventuell noch Piraten verirrten.

Heute fliegt in den Süden Floridas, wer den Sunshine State erleben möchte, der Norden liegt eher im toten Winkel der Aufmerksamkeit, dabei hat er Spannendes zu bieten. Äußerst Spannendes. Und große Geschichte.

Ganz im Nordosten liegt St. Augustine, die älteste durchgehend bewohnte und von Europäern gegründete Siedlung auf europäischem Staatsgebiet, im Nordwesten liegt Pensacola, ein Ort, der eigentlich noch älter ist, allerdings noch im 16. Jahrhundert einmal vollständig bei einem Unwetter zerstört wurde. Ein guter Grund, sich ausgiebig zu streiten.

Gut 400 Meilen liegen zwischen diesen beiden historisch so wichtigen Orten, in Jacksonville, nahe St. Augustine, führt die Interstate 10 fast parallel der nahen Grenze zunächst zu Georgia, später zu Alabama bis nach Pensacola durch den hohen Norden des Staates, der immer noch so weit südlich liegt, dass Südstaaten nördlich an ihn grenzen.

Als man sich bei Gründung Floridas nicht einigen, ob eher St. Augustine oder Pensacola der geeignete Ort für eine Hauptstadt sei, wählte man zunächst beide, kam dann überein, dass das eine etwas umständliche Idee sei und baute irgendwann in der Mitte, also genau in der Mitte, Tallahassee zur Hauptstadt aus.

Ein Kompromiss, der den Ausbau erstaunlicher Universitätsstädte zur Folge hatte und wenn man nicht gleich über die Interstate 10 von Ost nach West oder andersrum eilt sondern ein paar Umwege in Kauf nimmt, fährt man durch den unbekannten Norden Floridas über eine Route, die eigentlich eine der Schönsten Nordamerikas heißen müsste.

Das grüne Gainesville beispielsweise ist eine Etappe wert, Wakulla Springs mit dem Edward Ball Wakulla Springs State Park im Süden Tallahassees mit seinen Süßwasserquellen, Apalachicola mit Fluss, Bucht, Wäldern, hervorragenden Restaurants, der nahe Golf von Mexiko, Panama Beach, die Strände … es gibt wirklich keinen vernünftigen Grund, nicht mal den Norden des Südens zu testen.